Kinokritiken für Filme aus 1998
Inhalt
* Gast-Kritik
Akte X - der Film
Nach Star Trek hat nun auch Akte X den Sprung vom Fernsehschirm auf die große Leinwand geschafft. Doch hat deren Erfinder Chris Carter der Serie damit keinen großen Dienst erwiesen. Wäre Akte X - der Film im Fernsehen gelaufen, so hätte das eine sehr gute Doppelfolge ergeben. Im Kinoformat reicht dies aber gerade für ein durchschnittliches Abschneiden, denn der Film ist zu wenig in sich abgeschlossen, um als eigenständiger Kinofilm zu gelten. So ist es für das volle Verständnis des Films notwendig, einige Folgen der Serie gesehen zu haben (u.a. Der Feind, Herrenvolk und Tunguska). Doch selbst wenn man Akte X im Fernsehen verfolgt hatte, so fehlt einem die komplette 5. Staffel, die bisher nur in den USA im Fernsehen lief. Hier wiederum kamen ebenfalls Geschehnisse vor, auf die im Film Bezug genommen wird, die aber nicht weiter erläutert werden (z.B.: Warum ist Scullys unheilbarer Krebstumor wieder weg? Wieso arbeiten Scully und Mulder plötzlich in einer Anti-Terror-Einheit?). Hätte ich nicht zuvor die Folgen Patient X und Das Ende aus der 5. Staffel auf Video gesehen, wäre ich sicherlich ein wenig verwirrt gewesen. Es wäre daher sinnvoller gewesen, Akte X - der Film erst nach dem Senden der 5. Staffel in die deutschen Kinos zu bringen. Auch das Ende des Films bildet nicht den richtigen Abschluß, den man bei einem Kinofilm eigentlich erwartet. Es wird hier vielmehr ziemlich unverholen die 6. Staffel vorbereitet. Abgesehen von diesen grundsätzlichen Schwächen wartet Akte X - der Film mit den typischen Zutaten der Serie auf. So sind wieder viele Bekannte dabei (Skinner, der Raucher, die Verschwörer und Mulders drei durchgeknallte Freunde), und es tauchen mit Armin Müller-Stahl und Martin Landau zwei neue Gesichter auf. Es wird auch viel mit gewissen Eigenschaften der Serie gespielt, die aber wiederum nur für Eingeweihte interessant sind (z.B. Küssen sie sich oder nicht?). Ansonsten bietet der Film wenig Neues. Es wurde zwar viel Geld für gute Effekte ausgegeben, doch man merkt, daß Regisseur Rob Bowman ein großer Alien-Fan ist, da er ausgiebig aus den Alien-Filmen abgekupfert hat. Für gut vorbereitete Fans der Serie ist Akte X - der Film zu empfehlen, Neueinsteiger dagegen könnten etwas entäuscht sein.
So erhält Akte X - der Film auf einer Skala von 1 bis 6 eine mysteriöse 3.
Armageddon
Bruce Willis - und wir wollen es auch: Nämlich Action, prima Effekte, coole Sprüche und natürlich noch mehr Action. Genau das liefert Armageddon, in dem nach Deep Impact das zweite Mal in diesem Jahr ein Himmelskörper die Erde bedroht. War es zuvor nur ein Komet, so ist es nun ein gewaltiger Asteroid, dessen Einschlag das Ende der Menschheit bedeuten würde. Es wird daraufhin mit bedrohlich, pseudo-wissenschaftlichen Phrasen nur so um sich geworfen, die allerdings absoluter Nonsens sind. Logik und Realismus werden in Armageddon vollständig zur Strecke gebracht. Während sich Deep Impact durch eine fundierte wissenschaftliche Basis auszeichnete, ist Armageddon eigentlich der größte Quatsch. Aber trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) macht es einen Riesenspaß, sich den Film anzuschauen. Regisseur Michael Bay zeigt, wie schon in Bad Boys und The Rock, daß er es versteht Action und gute Sprüche zu einem unterhaltsamen Cocktail zusammen zu mixen. Die Früchte in diesem Cocktail sind u.a. Bruce Willis, Steve Buscemi (einfach klasse), Liv Tyler und Ben Affleck. Tja, und wie hieß es so schön zur Fußball-WM: "Enjoy the World Cup! It could be the last!"
Auf einer Skala von 1 bis 6 erhält
Armageddon eine zerstörerische 2.
Blade
Er ist cool. Er ist stark und schnell. Er jagt Vampire. Er ist kein Mensch. Wesley Snipes ist Blade. Er ist ein Vampirjäger, der selbst halb Mensch, halb Vampir ist. Doch der Holzpflock hat ausgedient. Stattdessen macht er sich mit einem hochkarätigen Arsenal an Schußwaffen, Silberpflöcken und einem Schwert auf die Jagd. Im Kampf gegen den ultrabösen Vampir Stephen Dorff und seinen Schergen stehen ihm der alte Vampirjäger Kris Kristofferson und die Hematologin N'Bushe Wright zur Seite. Blade ist düster und blutig. Angereichert mit viel Action und spärlich gesätem, natürlich schwarzem Humor, überzeugt Blade vor allem durch seine dunkle Atmosphäre und die prima choreographierten Kampfszenen. Nur in der Mitte lahmt der Film ein wenig. Ein Mitzuschauer befürchtete sogar, daß jetzt ein wenig Handlung kommen würde. Doch dazu läßt es Regisseur Stephen Norrington glücklicherweise nicht kommen. Insgesamt weist Blade diverse Paralellen zu Highlander auf, was jedoch kein Nachteil ist.
So erhält Blade auf einer Skala von 1 bis 6 eine blutige 2+.
Cop Land
Cop Land wartet mit einer ganzen Reihe von hochkarätigen Schauspielern auf. So agieren Robert de Niro, Harvey Keitel und Ray Liotta gewohnt gut. Die wirkliche Überraschung von Cop Land ist jedoch Sylvester Stallone, der hiermit beweist, daß er ein wirklich guter Schauspieler ist. In der Rolle eines fetten, halbtauben Provinzpolizisten zeigt er, daß er mehr kann als Fieslingen aus dem Reich des Bösen das Hirn wegzupusten. (Wobei er das ja auch nicht gerade schlecht macht, wie z. B. in Cliffhanger und Demolition Man zu sehen ist.). Die Story des Films um Polizisten, die den Mord, den ein Kollege verübt hat, vertuschen, kommt zum einen sehr bedächtig daher, und ist zum anderen doch weitgehend voraussehbar. Doch die schauspielerische Leistung von Stallone reist den Film von Regisseur James Mangold aus der sonst vorhandenen Mittelmäßigkeit.
Auf einer Skala von 1 bis 6 erhält
Cop Land eine fette 3.
Deep Impact
Die Bedrohung der Erde durch Himmelskörper aus dem All wird dieses Jahr von zwei Filmen veranschaulicht. Hiervon hat es Deep Impact als erster in die deutschen Kinos geschafft (Anmerkung: Der zweite Film ist Armageddon). Regisseurin Mimi Leder mischte die üblichen Zutaten eines Katastrophenfilms (Verschiedene Einzelschicksale, Panik, es geht viel kaputt.) mit Weltuntergangsstimmung und gab noch ein paar schöne Spezialeffekte hinzu. Simsalabim - fertig war der Film. Dieser ist sogar recht spannend geworden, und die Herz/Schmerz-Szenen werden auch nicht übertrieben. Erheblich interessanter als die verschiedenen Schicksale ist jedoch der wissenschaftliche Hintergrund, der Deep Impact zu Grunde liegt. Denn so unrealistisch ist die ganze Sache nicht. Man denke nur mal an den Gesteinsbrocken, der Anfang des Jahrhunderts im sibirischen Tunguska niederging, einen Riesenkrater schlug und viele Hektar Wald vernichtete. Die Auswirkungen, die ein möglicher Kometeneinschlag auf der Erde hätte, werden sehr gut simuliert; und zwar hier vor allem die Folgen VOR dem Einschlag. Ebenso der Versuch, den Kometen mit einem Raumschiff und Atomraketen aufzuhalten, wird prima dargestellt. Gegen soviel Wissenschaft und Technik haben es die handelnden Personen sehr schwer.
Während Robert Duvall als Raumfahrt-Veteran und Morgan Freeman als erstaunlich offener US-Präsident auffallen, bleiben die übrigen Schauspieler (u.a. Téa Leoni, Vanessa Redgrave, Elijah Wood und Maximilian Schell) eher blaß und beliebig mit denen aus anderen Katastrophenfilmen austauschbar.
Deep Impact erhält auf einer Skala von 1 bis 6 eine einschlagende 2-.
Event Horizon
Fast alles an Event Horizon ist aus anderen Filmen zusammengeklaut. So erkennt man der Reihe nach diverse Filme wieder: Beginnend mit Aliens - Die Rückkehr über 2001 und 2010 nach Solaris, um schließlich mit einer gehörigen Portion Hellraiser zu enden. Das ganze mit einer Prise Dark Side of the Moon gewürzt, und fertig war der Film. Aber bessser ein gut geklauter Film als eine schlechte Eigenkreation. Regisseur Paul Anderson hat diesen zudem mit sehr guten Effekten versehen. So beeindrucken besonders die Szenen in der Schwerelosigkeit, wo neben den Personen auch diverse Gegenstände und Flüssigkeiten durch die Räume des Raumschiffes Event Horizon schweben. Auch die Story des Films besitzt eine interessante Grundlinie, nämlich was passieren könnte, wenn die Grenze der Lichtgeschwindigkeit umgangen wird, indem man den Raum krümmt. Event Horizon ist ein Adrenalin-Schocker, bei dem man sich am Anfang noch ein wenig über die vielen bekannten Szenen mit seinem Sitznachbarn auslassen kann. Das Lästern bleibt einem aber irgendwann im Halse stecken, wenn Action, Effekte und Horror den Zuschauer in ihren Bann ziehen. Leider bleiben die Charaktere, u. a. Sam Neill und Lawrence Fishburne, insgesamt ein wenig blaß. Auch entsteht manchmal das Gefühl, daß der Film insgesamt keine Einheit besitzt, was sicherlich zum Teil an den vielen Beiträgen aus anderen Filmen liegt.
Daher erhält Event Horizon auf einer Skala von 1 bis 6 eine geklaute 2.
- alternative Gastkritik
Gingerbread Man
Stellt Euch vor, Ihr seht Euch eine Sneak-Preview an, und es läuft der Gingerbread Man von Altmeister Robert Altman. Ihr würdet feststellen: es hätte schlimmer kommen können. Allerdings hättet Ihr auch besseres sehen können. Wie bei Filmen nach John Grischem (im Englischen auch Grisham geschrieben) üblich, ist die Hauptperson ein Anwalt, der sich dieses Mal in eine Klientin verliebt, die von ihrem durchgeknallten Vater verfolgt wird. Dieser wird von Kenneth Branagh, der den Anwalt spielt, in die Klapse gesteckt, wo er jedoch mit Hilfe seiner Pennerfreunde wieder ausbrechen kann, und nun auf Rache sinnt. Der Gingerbread Man ist streckenweise recht spannend, und hat auch ein paar interessante Figuren als Nebendarsteller. Zwischendurch nervt der Film jedoch ein wenig, und irgendwie kann man sich mit fast keiner der handlungstragenden Personen so richtig identifizieren. Ausgenommen hiervon sind nur Robert Downey Jr. als schlampiger Privatdetektiv (halt das typische Klischee) und Daryl Hannah als juristische Partnerin von Kenneth Branagh. Außerdem wirken noch Robert Duvall, Tom Berenger, Famke Janssen und Embeth Davidz mit. Alles in allem ist der Gingerbread Man ein Film, den man sich anschauen kann, aber nicht muß.
Daher erhält der Gingerbread Man auf einer Skala von 1 bis 6 eine juristische 3.
Godzilla
Jetzt schlägst zum 23. Mal - Godzilla ist wieder da. Aber im Gegensatz zu seinen schrägen japanischen Vorgängern läuft dieses Mal nicht ein Schauspieler in einem völlig bescheuerten Monsterkostüm durch die Gegend und zerstört Tokio. Statt dessen macht eine gut animierte Riesenechse Manhattan platt; und das macht Spaß. Sehr gute Spezialeffekte, etwas Humor und mächtig Krawall sorgen für gute Unterhaltung. Da fallen fehlende Handlung - Wer ist schon so bescheuert und erwartet bei einem Godzilla-Film ein anspruchsvolles Drehbuch? - und diverse unlogische Momente kaum ins Gewicht. Wobei es schon seltsam ist, das Fische noch Stunden nach dem Verlassen des Wassers lustig herumzappeln. Oder das ein Hubschrauber horizontal vor Godzilla flieht anstatt einfach nach oben zu verschwinden. Merkwürdig ist auch, daß sich das Riesenvieh durch U-Bahn-Tunnel gräbt, aber nicht in einen simplen Autotunnel paßt. Die menschlichen Darsteller sind nicht besonders erwähnenswert. Matthew Broderick als Würmermann bzw. Forscher und Jean Reno als schlitzohriger Franzose sind o.k. Richtig daneben ist dagegen Maria Pitillo als blonde Möchtegern-Reporterin. Zumal ihre Charakterzeichnung auch total in die Hose gegangen ist. Während sie die ersten zwei Drittel des Films als Vorzeige-Blondine agiert, scheint man ihr dann plötzlich einen Intelligenz-Chip (IC) eingepflanzt zu haben. Die Operation hierzu ist in der Endfassung des Films wohl der Schere zum Opfer gefallen. Das gleiche Schicksal wünscht man ihr eigentlich von Beginn des Filmes an. Sonst hat Regisseur Roland Emmerich viele Dinge bei den beiden Jurassic Park-Filmen abgeschaut. Da er aber nur die richtig guten Szenen geklaut hat, macht das nichts. Neben den prima Effekten gibt es auch viel zu lachen, auch wenn dies manchmal vielleicht nicht ganz beabsichtigt war. Doch wenn man den Film nicht all zu ernst nimmt, kann man sich prächtig amüsieren.
So erhält Godzilla auf einer Skala von 1 bis 6 eine monstermäßige 2+.
Im Auftrag des Teufels
Es gibt Anwälte, denen der eigene Sieg vor Gericht wichtiger als die Bestrafung eines schuldigen Übeltäters ist. Keanu Reeves verkörpert so einen Anwalt, der bisher vor Gericht noch nicht verloren hat. Daher wird er von einer großen New Yorker Firma engagiert, unwissend, daß er fortan Im Auftrag des Teufels handelt. Während er nun von Erfolg zu Erfolg hetzt, vernachlässigt er dabei seine Gattin Charlize Theron, die beginnt, an Einsamkeit und merkwürdigen Visionen zu leiden. Al Pacino spielt denjenigen, der bei all diesen Geschehnissen die Fäden in der Hand hält. Seine Ausstrahlung und sein schauspielerisches Können sorgen dafür, daß nicht die geringste Schminke notwendig ist, um den Satan in Menschengestalt glaubwürdig darzustellen. Al Pacino gibt eine wirklich sehenswerte Vorstellung und spielt dabei alle anderen Mitwirkenden des Films an die Wand, so daß diese trotz zufriedenstellender Leistungen eher blaß aussehen.
Neben einem teuflisch guten Al Pacino und einem konsequent beunruhigenden Handlungsablauf versteht es Regisseur Taylor Hackford außerdem, mit spärlich eingesetzten Schockeffekten den Zuschauer bis ins Mark zu erschüttern. Leider besitzt Im Auftrag des Teufels ein typisch amerikanisches Ende, was irgendwie nicht ganz zur düsteren Atmosphäre des Films paßt.
So erhält Im Auftrag des Teufels auf einer Skala von 1 bis 6 eine teuflische 2+.
In & Out
In & Out ist eine gelungene Komödie über das erzwungene Coming Out eines Lehrers in einer amerikanischen Kleinstadt. Dies wird in die Wege geleitet, als sein ehemaliger Schüler Cameron Drake, nachdem ihm der Oscar verliehen wurde, vor Millionen Fernsehzuschauern verkündet, daß er Howard Brackett vieles verdankt und daß Howard schwul ist. Da Howard jedoch in drei Tagen heiraten will und er plötzlich im Mittelpunkt des Medieninteresses steht, führt dies zu turbulenten Ereignissen in der Kleinstadt und an der Schule. Hierbei zeigt Kevin Kline als Lehrer Howard wie schon mehrmals zuvor (u. a. in Ein Fisch namens Wanda und in Wilde Kreaturen) sein komödiantisches Talent, und Tom Selleck, bisher Inbegriff des Hetero in Magnum, überrascht als schwuler Reporter. Neben diesen Beiden sorgen Joan Cusack, Matt Dillon und Debbie Reynolds für einen vergnüglichen Kinoabend. Selbst wenn der Film von Regisseur Frank Oz sehr amerikanisch und vorhersehbar ist, so gibt es doch immer wieder ein paar Kracher, bei denen man sich vor Lachen auf die Schenkel klopfen kann. Es werden hier auch diverse Klischees über Hollywood und das Kleinstadtleben ausgeschlachtet. Einfach köstlich sind die Filmausschnitte aus Geboren am 16. Oktober, für die Cameron seinen Oscar erhielt.
So erhält In & Out auf einer Skala von 1 bis 6 eine geoutete 2.
Lethal Weapon 4
Lethal Weapon 4 - Die Profis sind zurück in ihrem vierten Einsatz. Und ähnlich wie in Teil 3 verbindet Regisseur Richard Donner knallharte Action mit einer Menge Humor. Es wird geblödelt und gekalauert, daß die Schwarte kracht.
Manchmal wirkt dies allerdings sehr bemüht und streckenweise gleitet der Film dabei ins Alberne ab. Aber andererseits wirkt dies teilweise auch richtig aus dem Leben gegriffen, wie wenn man sich unter Freunden gegenseitig verarscht und dumme Sprüche an den Kopf wirft. So ist auch wieder die ganze liebgewonnene Familie aus Teil 3 wieder dabei: Mel Gibson, Danny Glover, Rene Russo und Joe Pesci. Hierzu gesellen sich noch Chris Rock und Jet Li, der einen wirklich harten und superflinken Gegner der Profis darstellt. Er verleiht Lethal Weapon 4 einen Hauch von Hongkong-Kino, da seine Kampfkünste teilweise schon fast magisch wirken. Da macht es auch nichts, daß er, wie viele andere Kung Fu-Helden aus Hongkong, so gut wie keine schauspielerischen Fähigkeiten besitzt. So sind seine Kampfsequenzen ebenso wie die übrigen Actioneinlagen furios in Szene gesetzt worden, was ja auch eines der Qualitäts-Merkmale der Lethal Weapon-Filme ist. Ein kleines Manko ist, daß sich die Hauptfiguren nicht sonderlich weiterentwickelt haben. Bei Riggs (Mel Gibson) ist es sogar so, daß er plötzlich wieder Probleme mit dem Tod seiner ersten Frau hat, die er in Teil 3 doch schon überwunden hatte. Diesen Rückschritt in seiner Charakterentwicklung nimmt man ihm denn auch überhaupt nicht ab, so daß die hiermit verbundenen Szenen etwas deplaziert wirken. Ein richtiges Ärgernis dagegen ist, daß es im aktuellen 4. Teil leider drei Szenen gibt, die in der Kinofassung brutal geschnitten (man kann schon sagen: zensiert) wurden. Man hört dabei sogar das Knacken der Tonspur und den Bruch in der Musik. Auch wenn diese Szenen (2*Abmurksen, 1*Eisenstab-Durchbohrung) sicherlich etwas brutal waren, so hat man ähnliches doch schon häufig im Kino gesehen. Man könnte fast glauben, das Pro 7 mit seiner Film-Verstümmelungs-Manie schon Einfluß auf die Ausstrahlung von Filmen im Kino besitzt.
Insgesamt erhält Lethal Weapon 4 auf einer Skala von 1 bis 6 eine kalauernde 2.
Lost in Space
Lost in Space ist eine etwas krude Mischung aus harter Science Fiction und Familienfilm a la Die Waltons. Der Film fängt vielversprechend an und beschert dem Zuschauer eine sehr gute erste halbe Stunde. Die Handlung ist interessant und es geht auch spannend zur Sache. Doch dies läßt dann leider stark nach. Die letzte halbe Stunde ist eher als Müll zu bezeichnen. Die Handlung wirkt stark zusammengeschustert und ist teilweise absolut unlogisch und unrealistisch. Zudem wirken die innerfamiliären Probleme irgendwie störend, wenn man damals schon Die Waltons nicht mochte. Die mitwirkenden Charaktere sind absolut oberflächliche Klischees, denen im Verlauf des Films keinerlei Tiefe verliehen wird. Von den Darstellern (u.a. William Hurt und Mimi Rogers) schafft es nur Gary Oldman als schleimiger Bösewicht zu überzeugen, aber dazu mußte er sich nicht großartig anstrengen.
Trotzdem ist Lost in Space recht unterhaltsam, da Regisseur Stephen Hopkins nicht an sehr guten Effekten gespart hat, auch wenn leider sämtliche Aliens in dem Film sehr computermäßig aussehen, was ihnen eher die Züge von Trickfiguren als denen von Außerirdischen verleiht. Aber alle Technikeffekte und Raumschiffszenen sind prima gelungen. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, und abgesehen von der letzten halben Stunde, besitzt der Film auch einige nette Ideen.
Auf einer Skala von 1 bis 6 erhält
Lost in Space eine familiäre 3.
die Maske des Zorro
Erst dachte ich über die Maske des Zorro: "Schon wieder ein Remake - wie langweilig". Schließlich hat man den Rächer mit der Maske schon damals in den Western von Gestern zu genüge gesehen. Aber als ich dann die ersten Ausschnitte sah, war mir klar, daß hier ein schöner Abenteuerfilm auf den Kinobesucher wartet. So bietet die Maske des Zorro tolle Fechtszenen, prima Reit- und Kampf-Stunts, und der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz. Die guten Schauspieler sorgen dafür, daß dem Zuschauer auch etwas fürs Auge geboten wird. So verleiht Oscar-Preisträger Anthony Hopkins dem Film etwas künstlerische Würde, Antonio Banderas stellt den Blickfang für die weiblichen Zuschauer dar, während für uns Männer Catherine Zeta-Jones mitwirkt, deren Lächeln einfach zauberhaft ist. Natürlich hat Regisseur Martin Campbell das Genre des Abenteuerfilms nicht neu erfunden, so daß einem doch diverse Szenen ein wenig bekannt vorkommen (u.a. aus James Bond, was nicht verwundert, da Golden Eye vom gleichen Regisseur stammt.). Auch ist die Maske des Zorro ein wenig vorhersehbar und manche Klischees werden arg dick aufgetragen, wie die manchmal sehr malerischen Hintergründe inklusive farbigen Himmels. Und manchmal driftet der Film etwas ins Schnulzige ab (Kerstin sagt, "das ist sehr romantisch, und das gehört sich auch so bei einem Märchenfilm"), aber insgesamt macht der Film Spaß, und man (sowie Frau) werden gut unterhalten.
Auf einer Skala von 1 bis 6 erhält
die Maske des Zorro eine rächende 2.
Mimic
Die nahe Zukunft sieht finster aus. Dank genmanipulierter Kakerlaken kann eine tödliche Seuche entschärft werden, die Kinder sterben läßt wie die Fliegen. Drei Jahre später zahlen Mira Sorvino und ihre Kollegen den Preis für ihre Schöpfung. Mimic ist nicht nur außerordentlich düster, sondern auch mordsspannend. Zur Spannung trägt auch die Tatsache bei, daß es sehr lange dauert, bis die wirkliche Gefahr sichtbar wird. Für Mimic verließ sich Regisseur Guillermo del Toro allerdings relativ wenig auf eigene Ideen. Stattdessen hat er sich kräftig in der Filmgeschichte bedient, vor allem bei Alien und Das Relikt. Nach dem Motto: »besser gut geklaut als schlecht selbst erfunden«. Dabei ist ihm ein fesselnder Film gelungen, dessen Effekte prima sind und der auch einen hohen Schleimfaktor hat. Kleinere logische Schwächen fallen zum Glück nicht allzusehr ins Gewicht. Obwohl es schon schwer verständlich ist, warum die Kakerlaken einerseits empfindlich auf den menschlichen Geruch reagieren und nur diejenigen verschonen, die nach Kakerlake riechen, aber andererseits einen kleinen autistischen Jungen leben lassen, nur weil er ihr Klicken mit zwei Löffeln nachahmen kann. Dagegen fasziniert die Grundidee des Films, die diesem auch seinen Namen gegeben hat. Also Leute, seid vorsichtig, wenn Ihr demnächst im Dunkeln einer hochaufgeschossenen Gestalt im Lodenmantel begegnet!
Auf einer Skala von 1 bis 6 erhält
Mimic eine kakerlakige 2+.
Ronin
Ronin ist ein mordsspannender Film, der Action satt bietet. Ein Gruppe von Spezialisten wird engagiert, um einen Koffer zu beschaffen, der sich im Besitz eines Mannes mit mehreren Leibwächtern befindet. Mehr zu verraten, wäre der Spannung abträglich, zumal ich beim Schauen des Files auch nicht mehr wußte. Der Film enthält sensationelle Autoverfolgungsjagden, die perfekt inszeniert wurden. Dies verwundert nicht weiter, wenn man weiß, daß Regisseur John Frankenheimer schon bei French Connection II Regie geführt hat, welcher zum Teil ebenfalls von Verfolgungsjagden lebte. Neben den beiden erstklassigen Hauptdarstellern Robert De Niro und Jean Reno wartet Ronin mit einer Reihe von ehemaligen James Bond-Bösewichten auf: Sean Bean, Jonathan Pryce und Michael Lonsdale. Zudem hat auch die deutsche Eisprinzessin Kati Witt eine kleine Rolle als - na, was wohl - Eisprinzessin. Das einzige, was ein wenig konstruiert wirkt, ist die Szene, mit der begründet wird, warum der Film Ronin heißt. Aber sonst ist er spannend von der ersten bis zur letzten Minute, und er bietet dem Zuschauer einige Überraschungen, die man so nicht vorhergesagt hätte.
Daher erhält Ronin auf einer Skala von 1 bis 6 eine mordsspannende 1-.
Small Soldiers
Small Soldiers ist endlich mal wieder ein Film mit einer originellen Story, die vollgepackt mit martialischen Aussprüchen aus diversen Kriegsfilmen das ganze Genre satirisch auf die Schippe nimmt. Böse Spielzeugsoldaten mit Intelligenzchip kämpfen gegen die friedlichen Fantasymonster namens Gorgonites, die auf Verstecken und Verlieren programmiert sind. Leider hilft ein Junge den Gorgonites, so daß ab sofort auch die Menschen als Feinde ins Programm der Soldaten aufgenommen werden. Die Spielzeugsoldaten sind so garstig, daß es eine wahre Freude ist,
diese zu beobachten. Eine besonders gelungene Idee ist dabei der deutschen Synchronisation zu verdanken, die den Anführer der Soldaten mit Arnolds Stimme versehen hat.
Ich denke jeder, der in seinem Leben schon mal mit "Kriegsspielzeug" (dazu gehören auch Cowboys & Indianer, Big Jim-Figuren oder He-Man und ähnliches...) gespielt hat, kann sich sehr leicht in die Handlung hineinversetzen.
Auch die Effekte sind echt prima und gute Sprüche sorgen immer wieder für die Auflockerung der Handlung. Nur das Ambiente der Kleinstadt und die Familie des 12-jährigen Hauptdarstellers kommen einem bekannt vor, denn beides erinnert stark an Gremlins, der, welch Wunder, ebenfalls von Regisseur Joe Dante gedreht und von Steven Spielberg produziert wurde. Diesen ist mit Small Soldiers ein Film über Spielzeug gelungen, der sich erstaunlicherweise nicht besonders gut für Merchandising eignet. Damit scheinen sie sogar das profitgierige Hollywood überrumpelt zu haben, das bestimmt einen Film erwartet hat, mit dem man als Beigabe auch viel Spielzeug verkaufen kann.
So erhält Small Soldiers auf einer Skala von 1 bis 6 eine subversive 1-.
Starship Troopers
Geiler Film, oder wie sonst soll ein Film bezeichnet werden, der gespickt ist mit genialen Effekten, grandiosen Raumschiff-Szenen, furchterregenden Riesenkäfer-Aliens, heftigen Metzeleien und brachialem Humor. Starship Troopers begeistert, sofern man über die eine oder andere logische Schwäche hinwegschaut. So ist es doch etwas seltsam, daß beim ersten Angriff der Erdstreitkämpfe auf Klendathu sofort mit der Landung von Bodentruppen begonnen wird, die von den Bugs ziemlich schnell abgeschlachtet und zurückgeschlagen werden. Bei der nächsten Begegnung auf einem anderen Planeten werden die Bugarmeen dann erst niedergebombt bevor die Bodentruppen landen. Diese Vorgehensweise liegt doch eigentlich näher als erst mal die eigenen Truppen abmetzeln zu lassen. Aber solche kleinen Ungereimtheiten fallen glücklicherweise nicht besonders schwer ins Gewicht. Wie schon zuvor in Robo Cop und Total Recall schuf Regisseur Paul Verhoeven auch mit Starship Troopers einen Science Fiction-Kracher, der stellenweise ein wenig brutal ist. Dies ist hier jedoch auch dramaturgisch sinnvoll, da so das Grauen des Krieges veranschaulicht wird. Insgesamt kommt das Militär im Film nämlich nicht besonders gut weg.
Übrigens sollen die Amerikaner Starship Troopers ernst genommen gehaben, was wohl einer der Gründe war, warum der Film dort nicht sonderlich erfolgreich gewesen ist. Wenn man jedoch die Satire und die Ironie entdeckt, die unter der Oberfläche des militaristischen Kampfes von schönen Menschen gegen mörderische Arabnoiden steckt, dann kann man sich auch im Nachinein noch darüber freuen. So kämpfen hier neben Michael Ironside und Clancy Brown die eher unbekannten, aber mit hübschen Gesichtern versehenen Casper van Diem, Dina Meyer und Denise Richards. Letztere erinnert dabei die ganze Zeit an eine Barbiepuppe, die dunkle statt blonde Haare besitzt.
So erhält Starship Troopers auf einer Skala von 1 bis 6 eine heftige 1.
- alternative Gastkritik
die Truman Show
Für Truman ist es Realität. Doch alle Leute, mit denen er im täglichen Leben zu tun hat, sind Schauspieler; seine Mutter und seine Frau eingeschlossen. Denn ohne es zu wissen, lebt Truman in der künstlich geschaffenen Welt der TV-Serie die Truman Show, die 24 Stunden live am Tag sendet und Milliarden von Zuschauer weltweit hat. Dies ist die Grundlage eines der ungewöhnlichsten Filme der letzten Zeit, dessen Inhalt gar nicht so fern der Realität liegt. Zuzusehen wie Truman versucht, dem Muff seiner auf einer Insel liegenden Kleinstadt zu entkommen, ist ebenso unterhaltsam wie die Betrachtung der Zuschauer, die sich die Truman Show im Fernsehen anschauen, und die im Film immer wieder eingeblendet werden. So schuf Regisseur Peter Weir nicht nur einen unterhaltsamen Film, der vor allem durch seine originelle Handlung getragen wird, sondern auch eine gut funktionierende Mediensatire. Besonders das im Film in der Truman Show vorkommende Product Placement ist köstlich. Neben Ed Harris als Schöpfer der Truman Show spielt leider Jim Carrey den Truman, aber glücklicherweise macht er dieses Mal nicht all zu sehr den Hampelmann, auch wenn er einige Gefühlsregungen etwas übertrieben darstellt. Insgesamt hält er sich weitgehend zurück, so daß er zu ertragen ist und dem Film nicht schadet.
Auf einer Skala von 1 bis 6 erhält die Truman Show eine reale 2.
Verrückt nach Mary
Mit Verrückt nach Mary ist einer der lustigsten Filme des Jahres 1998 ins Kino gekommen. Fast alle Hauptpersonen des Films sind hinter der schönen Mary (einfach wundervoll dargestellt von Cameron Diaz) hinterher. Hierbei wird gelogen und intrigiert, daß sich die Balken biegen. Mittendrin im Geschehen sind u.a. Ben Stiller, Matt Dillon, Chris Elliott und Lee Evans. Besonders erstgenanntem passieren dabei auch noch die unglaublichsten Mißgeschicke, die den Zuschauer vor Lachen fast vom Hocker bzw. aus dem Kinositz reißen. Wenn man dazu noch etwas gegen kläffende Rauhhaardackel hat, ist man bei Verrückt nach Mary gut aufgehoben. Sind die beiden Regisseure Bobby und Peter Farrelly bisher nur durch oberflachen Klamauk auf tiefstem Niveau aufgefallen (u.a. Dumm und dümmer),
so zeigen sie jetzt, daß sie durchaus in der Lage sind, bösartigen, gemeinen Humor mit großartigem Slapstick zu kreuzen. Trotz der leicht überdrehten Geschehnisse im Film, werden alle Figuren noch menschlich dargestellt, und zwar ohne sie als bloße Oberdeppen darzustellen, wie es bei den bisherigen Filmen der Gebrüder Farrelly häufig der Fall war. Auch die Tatsache, daß das Gagfeuerwerk des Films gegen Ende etwas nachläßt, ist nicht weiter schlimm, da die Lachquote bis dahin einfach sehr hoch ist.
Auf einer Skala von 1 bis 6 erhält Verrückt nach Mary eine schenkelklopfende 2+.
Wild Things
Eine Stadt in der Nähe der Everglades. Die Luft ist schwül, die Stimmung auch. In dieser passenden Umgebung hat Regisseur John McNaughton seinen Sex & Crime-Thriller Wild Things angesiedelt. Nachdem sich der Film ca. eine halbe Stunde Zeit nimmt, die diversen Charaktere vorzustellen und ein wenig vor sich hinplätschert, gewinnt er danach zusehend an Fahrt. Nichts ist, wie es zu sein schien, und eine Figur scheint abgefeimter als die andere zu sein. Der Film überrascht mit zahlreichen Wendungen, von denen zwar einige vorhersehbar sind, andere jedoch den Zuschauer regelrecht verblüffen. Hierbei sollte man den Abspann des Filmes nicht verpassen, da hier noch Licht auf einige Geschehnisse des Filmes geworfen wird, die manche Dinge sogar noch wieder etwas anders aussehen lassen. Als Wild Things agieren Denise Richards und Neve Campbell nicht nur optisch glanzvoll. Außerdem wartet der Film mit einer ganzen Reihe von Stars auf. Hierzu zählen Kevin Bacon, Matt Dillon, Theresa Russell und Robert Wagner sowie Bill Murray, der einen genial schlitzohrigen Anwalt abgibt. Auch wenn Wild Things relativ sparsam mit Sexszenen umgeht, ist der Film doch erotischer als die meisten anderen sogenannten Erotik-Thriller, mit denen gerade die privaten Fernsehsender den TV-Konsumenten manchmal bewerfen.
Auf einer Skala von 1 bis 6 erhält Wild Things eine heiße 2.
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Last Update: 28.01.1999